Tschechische Weihnachtstraditionen und Aberglauben
Die tschechische Folklore ist reich an Traditionen und Aberglauben und es gibt
hunderte von ihnen, die mit Weihnachten zu tun haben. Viele
dienen dem Zweck, herauszufinden, was das kommende Jahr
für die Familie bereithält.
• Weihnachtliche Essenstraditionen
• Magische
Kräfte von Speisen und Pflanzen
• Die
Zukunft vorhersagen
• Vorhersagen
über Heirat
• Geld
und Reichtum
• Weitere
Weihnachtsbräuche und Aberglauben
Das
tschechische Weihnachtsessen (am Heiligabend) ist mit einer
großen Zahl von Traditionen, Regeln und Aberglauben verknüpft.
Nur noch wenige von ihnen werden allerdings heute immer
noch aufrechterhalten und das aus gutem Grund: Es muss
eine ziemliche Herausforderung gewesen sein das Essen zusammenzustellen
und einzunehmen ohne Fehler, wenn man wirklich allen Traditionen
genüge tun wollte. Hier sind jedenfalls einige von ihnen
aufgelistet:
-
Im Haus darf kein Licht brennen bevor die ersten Sterne
am Himmel leuchten. Leuchten sie, wird das
- Essen serviert.
- Der Tisch muss für eine gerade Anzahl Gäste gedeckt sein.
Eine ungerade Zahl bringt Unglück oder
- Tod.
Bei ungerader Zahl der Gäste wird einfach ein weiteres
Gedeck dazugestellt.
Ein weiteres
- Gedeck
sollte in Hinterhand gehalten werden, falls ein unerwarteter
Gast
oder ein bedürftiger Mensch
- unerwartet zum Essen erscheint.
- Werden die Tischbeine mit Seilen verknotet kann das Haus
für das kommende Jahr vor Dieben und
- Einbrechern geschützt
werden.
- Niemand darf mit dem Rücken zur Tür sitzen.
- Das Weihnachtsessen sollte neun-gängig sein, bestehend
aus Suppe, Brot mit Honig, Karpfen,
- Kartoffelsalat,
Früchten (getrocknet, frisch oder aus Dosen), Dessert (Apfelstrudel
oder vánočka -
- Weihnachtsbrot), und weiteren Speisen.
- An Heiligabend darf kein Alkohol serviert werden.
- Niemand darf vom Tisch aufstehen bevor das Essen beendet
ist. Wer es dennoch tut, bringt seiner
- Familie Unglück
und Tod.
- Das Essen muss komplett aufgegessen werden und nichts
mehr auf dem Teller bleiben.
- Die erste Person, die den Tisch nach dem Essen verläßt
wird auch die erste Person sein, die im
- folgenden Jahr
sterben wird - Deshalb sollten alle gleichzeitig vom Tisch
aufstehen.
- Alle Essensreste (Krümel, Gräten, usw.) sollten um die
Bäume im Garten vergraben werden damit
- diese im nächsten
Jahr reiche Blüte tragen.
- Nach dem Essen sollen auch alle Tiere im Haushalt gefüttert
werden, so dass niemand hungrig bleibt
- an Heiligabend.
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Von
bestimmten Pflanzen, Gewürzen und Speisen wird gesagt,
dass sie außergewöhnliche Kräfte haben und so sind sie
seit langer Zeit ein wichtiger Teil der tschechischen
Weihnachtstraditionen.
Knoblauch
Ist ein essentieller Bestandteil von Weihnachten und sollte bei keinem Weihnachtsessen
fehlen. Knoblauch soll Kraft und Schutz bringen und bieten. Unter den Tisch
kann man eine ganze Schüssel davon stellen.
Honig
Honig schützt gegen das Böse. Man stellt ebenfalls eine
Schüssel voll auf den Tisch.
Pilze
Pilze sorgen für Gesundheit und Stärke. Früher gab es
als Hauptgang oft ein traditionelles Essen, genannt kuba,
das
aus getrockneten Pilzen, Gerste, Knoblauch, Zwiebeln
und Gewürzen gemacht wurde. Pilzsuppe kann vor dem Hauptessen
serviert werden.
Getreidegarben
Ein Getreidebündel wird in heiliges Wasser getaucht und
damit das Haus besprenkelt. Das soll es im nächsten Jahr
vor dem Abbrennen schützen.
Mohn,
Erbsen, Weizen, Gerste
Verfüttert man dieses Gemisch an die Hennen zu Heiligabend
werden sie im nächsten Jahr viele Eier legen.
Vánočka (Weihnachtsbrot)
Füttert man den Kühen an Heiligabend ein Stück vánočka werden sie im folgenden Jahr reichlich Milch geben.
Auch kann man Teile von vánočka vor Bienenstöcke legen
und so sicherstellen, dass die Bienen im nächsten Jahr
fleißig der Honigproduktion nachgehen werden.
Schließlich kann man auch einfach ein bißchen vánočka in
den Brunnen werfen für gute Wasserqualität im Folgejahr.
Äpfel
Ziegen, die an Heiligabend Äpfel zu essen bekommen, werden
im nächsten Jahr süße Milch geben.
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Die
Zukunft vorherzusagen und Vermutungen über das Wohlergehen
der Familie anzustellen findet sich in vielen beliebten
tschechischen Weihnachtstraditionen wieder und wird teilweise
auch heute noch praktiziert.
Walnußschalen
werden zu Wasser gelassen
Aus leeren Walnußschalen werden kleine Boote gefertigt
und jedes Familienmitglied plaziert eine Kerze in seine
Schale. Diese Schalen werden anschließend in einer Schüssel "zu
Wasser gelassen". Schafft es die Schale die Schüssel zu überqueren wird ihr Besitzer ein langes
und gesundes Leben haben. Sinkt die Schale bedeutet das
Unglück für ihren Besitzer.
Äpfel
schneiden
Nach dem Weihnachtsessen schneiden alle am Tisch einen
Apfel in zwei Hälften (quer, d.h. am "Äquator" entlang).
Beide Hälften werden zur Begutachtung am Tisch herumgereicht.
Ist das Innere des Apfels wie ein Stern geformt bedeutet
das, dass alle im nächsten Jahr wieder glücklich und gesund
versammelt sein werden. Ein viergliedriges Kreuz ist ein
schlechtes Omen und heißt, dass jemand am Tisch innerhalb
des nächsten Jahres krank werden wird oder sogar stirbt.
Bleigießen
Ein Stück Blei wird über einer Flamme geschmolzen und dann
plötzlich in einen Wasserbehälter geworfen. Die Form
des getrockneten Bleis gibt Aufschluss über das Schicksal
des Werfers.
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Es
gibt verschiedene Weihnachtsbräuche, die den jungen Mädchen
der Familien Hoffnung auf eine Heirat im folgenden Jahr
machen können.
Kirschbaumzweige
(Barborky)
Unverheiratete Mädchen sollten am 4. Dezember, St. Barbara,
einen kleinen Zweig von einem Kirschbaum abschneiden und
ins Wasser stellen. Blüht er bis zum Heiligabend wird das
Mädchen im nächsten Jahr heiraten.
Schuhe werfen
Das Mädchen stellt sich mit dem Rücken zur Tür und wirft
einen Schuh über ihren Rücken in Richtung der Tür. Landet
der Schuh mit der Spitze zur Tür hingerichtet wird es
auch hier eine Heirat innerhalb des nächsten Jahres geben.
Holunderbaum schütteln
Das unverheiratete Mädchen geht zu einem Holunderbusch
und schüttelt diesen kräftig. Bellt währenddessen ein
Hund so wird sie einen Mann heiraten, der in der Richtung
wohnt,
aus der das Hundegebelle kam.
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Obwohl
die tschechischen Weihnachtsbräuche traditionell eher auf
Spiritualität und Familie als auf materielle Dinge ausgerichtet
waren, so gibt es doch ein paar Bräuche, die mit Geld und
Reichtum zu tun haben.
Fischschuppen
Fischschuppen können unter die Teller oder die Tischdecke
beim Weihnachtsessen gelegt werden um dem Haus Reichtum
zu bringen. Trägt man in der Geldbörse eine Fischschuppe
mit sich herum, so wird das Geld das ganze Jahr über
nicht ausgehen.
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-
Wer den ganzen Tag fastet wird am Abend das goldene
Schweinchen an der Wand sehen.
- Nach dem Weihnachtsessen darf kein offenes Feld überquert
werden bis zur Mitternachtsmesse.
- Wer es dennoch tut,
stirbt innerhalb eines Jahres.
- Derjenige, der kein Geschenk am Heiligabend verteilt,
wird von Armut heimgesucht werden.
- Eine schwangere Frau weiß beim Eintreten des ersten
Besuchers am Heiligabend das Geschlecht ihres
- ungeborenen
Kindes. Ist der Besucher männlich wird sie einen Sohn
gebären.
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